Digitaler Wandel verändert die Rolle des Wirtschaftsprüfers Mittwoch, 1. November 2017

Dr. Franziska Peters, Richterin am Finanzgericht Münster, erläuterte anhand von PC-Kassen, welche Chancen aber auch Risiken der digitale Wandel in der Betriebsprüfung birgt. Peters referierte auf dem 10. Symposium Steuern und Wirtschaftsprüfung der Hochschule Osnabrück und der Fachhochschule Münster. Foto: Fachhochschule Münster

Branchenvertreter treffen sich zum 10. Symposium Steuern und Wirtschaftsprüfung

(Osnabrück, 1. November 2017) „Das „Hakelmachen“ ist Vergangenheit“, sagte Martin Wambach, geschäftsführender Partner der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Rödl & Partner zum Auftakt des 10. Symposiums „Steuern und Wirtschaftsprüfung“ des berufsbegleitenden Masterstudiengangs Auditing, Finance and Taxation der Hochschule Osnabrück und der Fachhochschule Münster.

Wambach führte aus, dass die Digitalisierung die Wirtschaftsprüfung umkremple und viele Vorteile verspräche. Dass die Prüfer die Daten nicht mehr auf Papier, sondern digital bekämen, sei dabei nur die kleinste Veränderung, so der Wirtschaftsprüfer. Vor allem die Analyse habe sich geändert. „Das zeitraubende Hakelmachen, also das Abhaken einzelner Buchungssätze, Stichproben oder ähnliches, wird durch Softwareprogramme, die alle Daten analysieren und Auffälligkeiten aufdecken, abgelöst“. So hätten bei Microsoft früher bis zu 100 Mitarbeiter die Umsatzprognosen berechnet. Heute könnten, dank der verdichteten, digitalen Daten, vier Mitarbeiter die Prognosen erstellen.

Weil die neuen Technologien alle Prozesse durchdrängen, vom statischen Report bis zur Entscheidungsempfehlung, verändere sich auch die Rolle des Wirtschaftsprüfers. Seine Aufgabe werde es zunehmend, Mandanten hinsichtlich der Digitalisierung und technischer Möglichkeiten zu beraten.

Chancen und Risiken der zunehmenden Digitalisierung zeigten sich auch in Betriebsprüfungen. Beispielsweise liefere die Einführung von PC-Kassen den Betriebsprüfern eine genaue Einsicht in den Zahlungsverkehr, einfache Programme ließen jedoch auch Kassenmanipulationen zu. Aus diesem Grund habe der Gesetzgeber für einen gesetzlichen Schutz vor Kassenmanipulation gesorgt, wie  Dr. Franziska Peters, Richterin am Finanzgericht Münster, ausführte. „Zunehmend wendet die Finanzverwaltung außerdem die „Summarische Risikoprüfung“ an, eine mathematisch-statistische Prüfungsmethode, die aus Sicht der Finanzverwaltung zur Verprobung und Aufdeckung von Manipulationen dienen soll, die in ihrer Reichweite aber nicht unumstritten ist. Hier kommt es darauf an, dass der Betriebsprüfer Transparenz schafft und den Umfang der ausgewerteten betrieblichen Daten, die Rechenschritte und die Berechnungsergebnisse erläutert“.

Mit dem Thema Steuervermeidung lenkte Prof. Dr. Heinz Siebenbrock von der Hochschule Bochum die Aufmerksamkeit der Teilnehmenden in eine neue Richtung und bezog klar Stellung. Ein Steuervermeider reduziere das Gemeinwohl zur Erhöhung des eigenen Gewinns, gemäß dem Motto: „Wenn jeder an sich denkt, ist genug an alle gedacht.“

Diese Verhaltensweise führe zu Geiz und Gier und zu einem schlechten Vorgesetzten-Mitarbeiter-Verhältnis. Der Wirtschaftswissenschaftler plädierte für eine ethische Herangehensweise, weg von der reinen Gewinnmaximierung, hin zur Erzielung eines angemessenen Gewinns und damit zu einem faireren Management.

Im Anschluss verlieh Prof. Dr. Dirk Kiso, verantwortlich für den Studiengang an der Fachhochschule Münster, die Masterurkunden an die diesjährigen Absolventinnen und Absolventen. Die Leistungen aus dem Masterstudiengang ersetzen in den Prüfungsgebieten Angewandte Betriebswirtschaftslehre, Volkswirtschaftslehre und Wirtschaftsrecht die entsprechenden Prüfungen des Wirtschaftsprüfungsexamens. Absolventinnen und Absolventen können daher das Wirtschaftsprüfungsexamen in verkürzter Form ablegen.

Weitere Informationen:

Wiebke Fröhlich
Studiengangkoordination Masterstudiengang Auditing, Finance and Taxation

Telefon: 0541 969-3783
E-Mail: info@maft.de
Web: www.maft.de

Von: Wiebke Fröhlich/ Isabelle Diekmann