Warum dual studieren? Montag, 2. November 2020
Zum Ende der Schulzeit oder Erstausbildung, nach einem FSJ oder im Laufe des Berufslebens stellt sich die Frage nach der persönlichen Aus- und Weiterbildung. Aus einer Vielzahl von Angeboten gilt es, dass für sich passende zu finden. Eine Möglichkeit ist das duale Studium.
Wenn es um die Erstausbildung und die persönliche Weiterbildung geht, stehen Interessierten heutzutage unzählige Möglichkeiten zur Verfügung. Mit einer Fachhochschulreife oder dem Abitur bieten sich neben der praktischen Berufsaus- und Weiterbildung auch vielfältige Studienmöglichkeiten an einer Hochschule oder Universität zu studieren. Neben den unzähligen Studiengängen und -richtungen gibt es auch verschiedene Studienformen. Warum es sich lohnt, dual zu studieren und dieses innovative Bildungsmodell für die eigene Aus- und Weiterbildung zu entdecken, soll in diesem Beitrag erklärt werden.
Welche Formen des dualen Studiums gibt es?
Es gibt ausbildungs-, praxis- und berufsintegrierende duale Studiengänge. Ausbildungs- und praxisintegrierende Studiengänge richten sich dabei vorrangig an Berufseinsteiger*innen, während berufsintegrierende Berufstätige ansprechen, die sich weiterbilden möchten.
Ausbildungsintegrierende duale Studiengänge verbinden das duale Studium mit einer anerkannten Berufsausbildung, bei der eine Abschlussprüfung abgelegt werden muss. Bei der Planung der Praxisphasen müssen zusätzlich die Ausbildungsrahmenpläne der Kammern berücksichtigt werden. Studierende dieses Modells halten dafür am Ende des Studiums zwei Abschlüsse in der Hand – den der Berufsausbildung und einen akademischen Titel. Im Gegensatz zu den ausbildungsintegrierenden Studiengängen verzichten die praxisintegrierenden dualen Studiengänge auf den Abschluss einer Berufsausbildung. Das Organisationsmodell mit abwechselnden Theorie- und Praxisphasen bleibt dabei bestehen.
Ein berufsintegrierendes duales Studium wird meist für die berufliche Weiterentwicklung auf akademischem Niveau genutzt, da sie die bestehende Berufstätigkeit mit dem Studium verbindet. Die berufsintegrierenden Bachelorstudiengänge sind für Personen interessant, die bereits eine erste Berufsausbildung abgeschlossen haben. Für Interessierte, die bereits einen ersten akademischen Abschluss erlangt haben, bieten sich berufsintegrierende Masterstudiengänge an.
Die drei dualen Studienformen zeichnen sich durch eine besonders intensive Theorie-Praxis-Relation aus. Die Inhalte des Studiums werden im dualen Studium in Beziehung zur Unternehmenspraxis gesetzt, reflektiert und diskutiert.
Was macht das duale Studium aus?
Das duale Studium verbindet und verzahnt intensiv die Erfahrungen, die dual Studierende im Unternehmen sammeln, mit der wissenschaftlichen Ausrichtung an einer Hochschule. Der Theorie-Praxis-Transfer steht daher an oberster Stelle. Dahinter steckt die Idee, dass dual Studierende im Rahmen ihres Studiums weder auf die Theorie noch auf die praktische Anwendung verzichten müssen. Diese Verzahnung von mindestens zwei Lernorten und der daraus resultierende Theorie-Praxis-Transfer tragen zur Kompetenzentwicklung bei. Dual Studierende erleben, dass sich Theorie und Praxis in unterschiedlichem Maße unterscheiden (können). Durch diese Differenzerfahrung geschieht die Kompetenzentwicklung, denn die Studierenden lernen zu entscheiden, wie sie mit der erlebten Differenz von Theorie und Praxis vorgehen möchten: Ignorieren? Akzeptieren? Abbauen? Wenn ja, in welche Richtung? Sollte sich die Theorie oder die Praxis weiterentwickeln?
Außerdem lernen die dual Studierenden während des Studiums mit unterschiedlichen Personen aus Theorie und Praxis zu sprechen. Sie kommen mit Kommiliton*innen unterschiedlicher Fachrichtungen, Lehrenden und wissenschaftlichem Personal sowie Kolleg*innen, Führungskräften und der Geschäftsführung in Kontakt. Sich auf so viele verschiedene Menschen einstellen und mit ihnen kommunizieren zu können, kann im Berufsleben vieles erleichtern und die Karriere positiv unterstützen.
Darüber hinaus erzeugt das duale Studium ein tiefgehendes Verständnis von Theorie und Praxis. Außerdem unterstützt der Theorie-Praxis-Transfer (TPT) die dual Studierenden bei ihrer beruflichen Perspektiventwicklung. Diese geht über die Entwicklung des derzeitigen Arbeitsplatzes hinaus, da sich die Studierenden schon während des Studiums mit der Zeit danach auseinandersetzen und Wünsche an eine spätere berufliche Tätigkeit entstehen. Um anspruchsvollen Aufgaben nachgehen zu können, müssen die dual Studierenden ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen und zeigen, dass sie in der Lage sind, Verantwortung zu übernehmen. Über den TPT ist dies möglich, denn sie können Projekten und Aufgaben nachgehen, die das aktuelle Tagesgeschäft überschreiten. Dadurch können die Studierenden sich und ihr Können beweisen und sich damit für andere Aufgaben empfehlen.
Warum ist das duale Studium so beliebt?
Immer mehr Studiengänge werden heute als Kooperationen von Hochschulen und Unternehmen dual angeboten. Die Gründe dafür sind vielfältig, resultieren aber natürlich insbesondere aus der steigenden Nachfrage von Seiten der Studieninteressierten und Unternehmen. Die Studieninteressierten sehen laut Umfragen die Praxisnähe und Berufserfahrung als die ausschlaggebendsten Vorteile des dualen Studiums und suchen deshalb insbesondere nach den Angeboten. Dabei sei allerdings angemerkt, dass die häufige Erwartung an die Praxisnähe, nämlich, dass sich Theorie und Praxis decken, nicht der Realität entspricht. Viel eher sollten Studieninteressierte annehmen, dass sich beides unterscheidet, denn unter diesen Bedingungen lässt es sich am besten lernen.
Die finanzielle und berufliche Sicherheit sind weitere Gründe, die laut Studieninteressierten für ein duales Studium sprechen. Außerdem überzeugen die tendenziell kleineren, leistungsstarken Studiengruppen. Dual Studierende berichten immer wieder, dass sie durch das duale Studium und inbegriffene Abteilungswechsel während ihrer Praxisphasen viele Kontakte und einen guten Überblick über die Vorgänge im Unternehmen haben. Insbesondere in der Berufseinstiegsphase profitieren die dual Studierenden von ihrem Studium, da sie durch ihre Erfahrungen schneller einsatzfähig sind.
Zu den Vorurteilen des dualen Studiums zählt, dass den dual Studierenden wenig Freizeit bleibt. Aus unserer Sicht, kommt es dabei aber auf unterschiedliche Aspekte an. Grundsätzlich unterscheidet sich die Wahrnehmung der Arbeitsbelastung je nach persönlicher Selbst- und Arbeitsorganisation und subjektivem Empfinden. Darüber hinaus spielt aber natürlich die Wahl der Organisationsform des dualen Studiums eine Rolle. Wir empfehlen eine offene Ansprache dieser Sorgen um die „Work-Life-Balance“ in einem Beratungsgespräch mit der Hochschule.
Die Nachfrage nach dualen Studiengängen steigt von Seiten der Unternehmen, da diese ein großes Interesse an kritisch denkenden, reflektierenden und verantwortungsvollen Mitarbeitenden haben. Mitarbeitende mit diesen Fähigkeiten können sehr gut mit Veränderungen umgehen und verantwortungsvolle Positionen besetzen – solche Mitarbeitenden sind dementsprechend bei Unternehmen besonders begehrt. Dual Studierende lernen genau diese Fähigkeiten im dualen Studium aus- und weiterzuentwickeln und sich zu eigen zu machen. Außerdem sind Fachexpertise sowie fachübergreifendes Denken gefordert. Dieses bilden die Studierenden unter anderem durch die Praxisnähe (siehe oben) aus.
Informationen zum dualen Studium am Campus Lingen und den Vorzügen einer Kleinstadt wie Lingen als Studienort, gibt es nächste Woche. Schau wieder vorbei!