Chemische Prozesstechnik / Verfahrenstechnik studieren – Phillip Müter berichtet Montag, 5. Juli 2021
Interessiert an einem Studium im Bereich Engineering technischer Systeme mit der Studienrichtung Chemische Prozesstechnik / Verfahrenstechnik und noch unsicher? Im Interview berichtet Phillip Müter von seinem dualen Studium, Berufsweg und weiterführendem Masterstudium.
Phillip Müter, 25 Jahre alt, hat von 2014 bis 2017 sein duales Studium am Campus Lingen in Kooperation mit der GEA TDS GmbH in Ahaus absolviert. Seinen Bachelor of Engineering erlangte er im Studiengang Engineering technischer Systeme mit der Studienrichtung Chemische Prozesstechnik / Verfahrenstechnik. Nach seinem Bachelorabschluss hat Phillip eine Stelle als Projektingenieur bei der GEA TDS GmbH angenommen. Seit 2019 studiert er den Masterstudiengang Food Technology an der Wageningen University in den Niederlanden und arbeitet weiter bei seinem bisherigen Arbeitgeber.
Herr Müter, beginnen wir doch von vorne. Wieso haben Sie sich damals für die GEA TDS GmbH und ein duales Studium (in Lingen) entschieden?
Müter: Ich habe mich schon früh als Jugendlicher für Verfahrenstechnik interessiert. Weil es mir wichtig war, auch eine praktische Komponente in mein Studium einzubinden, bot sich das duale Studium für mich perfekt an. Passenderweise ist mein Arbeitgeber in einem für mich enorm reizvollen Themengebiet angesiedelt, nämlich der Lebensmittelverfahrenstechnik. Der Austausch mit ehemaligen Studierenden aus Lingen zeigte mir dann, dass das IDS der richtige Platz für mich sein könnte.
Welches Modul hat Ihnen damals am besten gefallen? Von welchem haben Sie am meisten gelernt?
Müter: Als Verfahrenstechniker war ich besonders Modulen mit diesem Schwerpunkt gegenüber aufgeschlossen. Rückblickend würde ich das Modul „Verfahrenstechnische Grundoperationen“ und darauf aufbauend das Modul „Planung und Bau verfahrenstechnischer Anlagen“ als diejenigen Fächer bezeichnen, die für meinen Werdegang am relevantesten waren und mich gleichzeitig am meisten interessiert haben.
In welchen Situationen Ihres Studiums konnten Sie die Theorie besonders gut mit der Praxis verbinden?
Müter: Praxisnah wurde es immer dann, wenn über verfahrenstechnische Prozesse gesprochen wurde, da hierin ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit im Unternehmen besteht. Insbesondere Inhalte beispielsweise zu Wärmeübertragung und Auslegung verfahrenstechnischer Anlagen gehören auch zum im Unternehmen gebrauchten Werkzeug, weshalb sich diese, meist verfahrenstechnischen Themen, unmittelbar übertragen lassen.
Passend zum Theorie-Praxis-Transfer: Wie haben Sie die PTPs während des Studiums wahrgenommen? Wie beurteilst du sie rückwirkend?
Müter: Während der Praxisphasen lag mein Fokus immer in erster Linie darauf, die Zeit im Unternehmen möglichst ideal zu nutzen, Arbeitsabläufe und Hintergründe zu verstehen. Ich habe die PTPs daher vorrangig nach Feierabend zu Hause verfasst, was sich zwar mitunter als zusätzliche Belastung herausgestellt hat, für mich aber trotzdem der Weg der Wahl war. Mir haben die PTPs geholfen, Studieninhalte gezielt anzuwenden und andersherum, gezielt Thematiken im Unternehmen aufzuspüren und deren Ursachen zu verstehen. Was mir im Nachhinein in Erinnerung geblieben ist, ist die intensive Auseinandersetzung mit dem Aufbau und Stil einer wissenschaftlichen Arbeit, welche für die PTP-Erstellung notwendig waren. Das spätere Verfassen meiner Bachelorarbeit wurde dadurch erheblich vereinfacht.
Sie machen Ihren Master in Form eines nicht dualen Studiums in den Niederlanden, arbeiten aber weiterhin bei Ihrem bisherigen Unternehmen. Wie kam es dazu?
Müter: Zwar hat mir das Arbeitsleben enorm Spaß gemacht, doch ich habe nach den ersten zwei Jahren gemerkt, dass ich gerne mein theoretisches Wissen ausbauen wollte. Das hat mich dazu bewogen, einen Master in Lebensmitteltechnologie anzuhängen. Die Lebensmitteltechnik ist ein sehr spezifischer Bereich, indem es keine dualen Masterstudiengänge gibt. Daher bot sich nur die Möglichkeit den von mir anvisierten Master in Food Technology an der Wageningen University als Vollzeitstudium zu absolvieren. Da ich jedoch nach wie vor tief mit meinem Partnerunternehmen verbunden bin und mir meine Vorgesetzten auch bei der Weiterbildung im Master Rückdeckung geben, bin ich weiterhin angestellt.
Zu Ihem Arbeitsleben - wie sah Ihr Arbeitsalltag während des Studiums und bevor Sie Ihren Master aufgenommen haben aus?
Müter: Da ich die verschiedenen Abteilungen des Unternehmens durchlaufen durfte, waren auch die Aufgaben entsprechend vielseitig. Ich habe den Arbeitsalltag von allen Seiten kennengelernt. Nach meinem Bachelorabschluss bin ich als Projektingenieur eingestiegen und hab zwei weitere Jahre im Unternehmen gearbeitet. Aufgrund der tiefen Einblicke, die ich schon während des Studiums gewinnen durfte, konnte ich direkt eigenverantwortliche Aufgabenbereiche übernehmen. Ich war vorrangig im Projektmanagement und der Technologieerweiterung im Bereich Lebensmitteltechnologie tätig. Dort habe ich verschiedene Formen des Kundenkontakts übernommen und die verfahrenstechnische Auslegung der von uns konzipierten Anlagen mitverantwortet.
Sie haben ja nun quasi einen direkten Vergleich. Was sind Ihrer Meinung nach die drei größten Vorteile des dualen Studiums?
Müter: 1. Durch die Einbindung in den Unternehmensalltag während der Studienzeit wird ein idealer Start in das Berufsleben ermöglicht. 2. Die stetige Verbindung der Theorie mit der Praxis hilft, die gelernten Inhalte besser und nachhaltiger zu verstehen. 3. Die praktische Erfahrung ist neben dem Theoretischen ein weiterer wichtiger Wissensvorsprung.
Eine abschließende Frage: Welchen Rat würde Sie Interessierten und/oder dual Studierenden mit auf den Weg geben wollen, um das Studium gut zu meistern?
Müter: Das duale Studium mag in gewissen Punkten anstrengender sein als ein nicht duales Vollzeitstudium. Ich möchte dennoch alle Interessierten ermutigen, sich der Herausforderung zu stellen, da letztendlich wesentliche Vorteile daraus hervorgehen. Wenn man für sein Fachgebiet brennt, dann wird man das Studium auch meistern. Es lohnt sich. Der spätere Einstieg in das Berufsleben wird deutlich einfacher, sei es im eigenen Unternehmen oder bei späteren Arbeitgebern.