Manja Veltmann: Vom berufsintegrierenden Studium zur Geschäftsführerin des Familienunternehmens Mittwoch, 9. November 2022
Manja Veltmann hat ihr duales Studium Management betrieblicher Systeme mit einem besonderen Kooperationsunternehmen und einer ebenso besonderen Chefin absolviert: im Familienunternehmen mit ihrer Mutter. Veltmann berichtet im Interview von ihrer Zeit im dualen Studium und wie es ist, mit der eigenen Mutter, ein Unternehmen zu führen.
Manja Veltmann: Vom berufsintegrierenden Studium zur Geschäftsführerin des Familienunternehmens
Manja Veltmann hat ihr duales Studium Management betrieblicher Systeme mit einem besonderen Kooperationsunternehmen und einer ebenso besonderen Chefin absolviert: im Familienunternehmen mit ihrer Mutter. Veltmann berichtet im Interview von ihrer Zeit im dualen Studium und wie es ist, mit der eigenen Mutter, ein Unternehmen zu führen.
Nach ihrer Ausbildung zur Hotelfachfrau entschied Manja Veltmann, bei ihrer Mutter im Unternehmen „Büro AM MARKT“ einzusteigen und den dualen Bachelorstudiengang Management betrieblicher Systeme - Betriebswirtschaft (2011-2016) zu belegen. Heute teilt sie sich die Geschäftsführung des Familienunternehmens mit ihrer Mutter und ist selbst Mutter von zwei kleinen Kindern.
Wieso haben Sie sich damals für einen dualen, berufsintegrierenden Bachelorstudiengang entschieden?
Veltmann: Ich fand die Verknüpfung von Theorie und Praxis sehr spannend und wollte nicht auf das Einkommen verzichten, welches ich damals verdient habe. Dann bin ich auf das Institut für Duale Studiengänge gestoßen und habe mich mit Katrin Dinkelborg-Ripperda in Verbindung gesetzt. Nach einem gemeinsamen Gespräch war mir klar, dass das Studienangebot genau das war, was ich gesucht habe.
Die Verbindung zwischen den Lehrinhalten der Hochschule und meiner beruflichen Praxis haben mir sehr gut gefallen und mir geholfen, mir die Theorie in der praktischen Anwendung besser vorzustellen.
Was war die größte Herausforderung im berufsintegrierenden Studium für Sie?
Veltmann: Die größte Herausforderung war gleichzeitig auch das, was mir am dualen Studium am meisten gefallen hat, nämlich die Theorie in der Praxis tatsächlich umzusetzen. Ich muss ehrlich gestehen, dass mich auch die Praxistransferprojekte (PTPs) vor eine große Herausforderung gestellt haben, weil ich das wissenschaftliche Arbeiten erst einmal lernen musste. Hinzu kam, dass die Module am Anfang des Studiums sehr grundlagenorientiert waren, weshalb es mir schwerfiel, einen anwendungsorientierten Theorie-Praxis-Transfer zu meinem Unternehmen herzustellen. Mir hat der Austausch mit den anderen Studierenden immer sehr weitergeholfen. Wir standen alle vor denselben Herausforderungen und wussten aber auch, wofür wir das duale Studium machen.
Wie haben Sie die Vereinbarkeit von Studium und Berufstätigkeit wahrgenommen?
Veltmann: Ich habe die Vereinbarkeit sehr gut wahrgenommen. Dadurch, dass mein Kooperationsbetrieb mein Familienunternehmen war, habe ich großen Rückhalt und viel Feedback erfahren. Auch die Mitarbeitenden hatten immer viel Verständnis für mich, wenn ich mich zeitweise eher auf das Studium konzentrieren musste. Natürlich war es eine Herausforderung, vier Tage in der Woche zu arbeiten, dann noch freitags und samstags nach Lingen zu fahren, aber es hat sich gelohnt. Die Module fand ich größtenteils spannend und mit meinen Kommiliton*innen habe ich mich gut verstanden. Das hat mir das ganze Studium erleichtert und ich konnte mich auf die Vorlesungen freuen.
Wie sieht Ihr Arbeitsalltag jetzt aus und wie sieht es heute bei der Vereinbarkeit zwischen Beruf und Privatleben aus?
Veltmann: Jetzt arbeite ich 35 Stunden im Büro und bin Mama von zwei kleinen Kindern. Oft wird gesagt „selbst“ und „ständig“, aber davon weiche ich eigentlich ab. Ich genieße es Geschäftsführerin zu sein und kann ständig ich selbst sein. Klar, bin ich Zuhause oft mit dem Kopf bei der Arbeit oder im Büro im Kopf bei den Kindern. Ich empfinde das aber nicht als Belastung, sondern empfinde es mit dem Studium im Hintergrund, als eine Art Selbstverwirklichung.
Haben Sie Tipps für effektives Zeitmanagement?
Veltmann: Ja! Macht ohne schlechtes Gewissen Pause! Gerade nach den Vorlesungen dachte ich mir abends, dass ich, statt Netflix zu gucken, lieber lernen sollte. Das ist aber kontraproduktiv. Damit ich mit voller Energie weiterarbeiten kann, ist es wichtig, dass ich vorher den Kopf abschalten und mir Ruhe gönnen konnte.
Welche Aufgaben gehören zu Ihrem Arbeitsalltag?
Veltmann: Wir sind B2B-Dienstleister rund um alle Bürotätigkeiten eines Unternehmens. Wir sind also das typische Back-Office von Unternehmen und unterstützen diese bei ihren Büro-Aufgaben. Ich stelle sicher, dass wir diese Dienstleistungen für unsere Kund*innen sehr gut erbringen. Deshalb bin ich für unsere Mitarbeitenden die zentrale Ansprechpartnerin. Außerdem kümmere ich mich um die Unternehmensberatung und Existenzgründung. Seit August haben wir uns ein neues Geschäftsfeld erarbeitet und bieten Instagram-Support für Unternehmen an. Dieser Bereich ist momentan im Aufbau und da fließt mein Herzblut rein.
Was konnten Sie aus Ihrer Studienzeit für Ihren jetzigen Beruf mitnehmen?
Veltmann: Ich durfte meine Bachelorarbeit damals bei Prof. Dr. Gochermann schreiben und habe über die Gründung unserer eigenen GmbH geschrieben. Das Thema meiner Bachelorarbeit war die Entwicklung eines Konzepts zur strategischen Ausrichtung der neuzugründenden GmbH unter Übernahme und Ergänzung des Geschäftsmodels des Vorgängerunternehmens. Auf diese Bachelorarbeit schaue ich auch heute noch gerne zurück. Natürlich sind wir von einigen Plänen abgewichen, aber diese Bachelorarbeit war lange wie unser Navigationssystem. Auch Module wie B2B Marketing oder Unternehmensführung haben mich sehr weitergebracht. Da findet mein Praxistransfer immer noch statt.
Was macht Ihnen am meisten Spaß an Ihrer Arbeit?
Veltmann: Mir macht der Austausch mit anderen Unternehmer*innen am meisten Spaß und, dass ich Unternehmen helfen kann, neue Ideen direkt umzusetzen.
Wie ist es, mit der eigenen Mutter zusammen zu arbeiten?
Veltmann: Ich arbeite nicht nur mit meiner Mutter zusammen, sondern auch mit meinem Vater, der bei uns angestellt ist. Es ist eine Herausforderung, machen wir uns nichts vor. *lacht* Dadurch, dass wir generationsübergreifend arbeiten, sind wir in manchen Punkten unterschiedlicher Meinung – wir können aber auch voneinander lernen. Ich bin bereit, einige Strukturen beizubehalten, weil sie sich bewährt haben, aber manches muss sich immer mal wieder ändern. Ich würde sagen, dass unsere Beziehung durch unsere Zusammenarbeit gewachsen ist und sie sehr vertraut ist. Manchmal reicht ein Blick zwischen meiner Mutter und mir und wir wissen, was die andere denkt oder vorhat. Ich bekomme bei unserem Instagram-Projekt eine Art Vorschuss-Lorbeeren. Meine Mutter vertraut mir bei dem Ausbau dieses Bereichs.
Für mich persönlich ist herausfordernd, dass ich mich als Geschäftsführerin auf Augenhöhe vor meiner Mutter oder auch den Mitarbeitenden, die mich vorher nur als studierende Tochter der Chefin wahrgenommen haben, behaupten muss. Zudem ist es gerade hier in der ländlichen Region eine Besonderheit, dass wir zwei Frauen den Familienbetrieb leiten – oft heißt es bei Familienunternehmen ja „Vater und Sohn“.
Wie würden Sie das berufsintegrierende Studium am IDS in 3 Worten beschreiben?
Veltmann: Eine große Familie.
Am IDS hatte jeder ein offenes Ohr. Mit Katrin Dinkelborg-Ripperda habe ich bis heute noch Kontakt. Wenn ich mal eine Frage habe, dann darf ich mich an Prof. Dr. Gochermann wenden und ihm schreiben. Es hört mit dem dualen Studium nicht einfach auf, sondern eine Familie ist auch nach einer bestimmten Zeit für einen da.
Haben Sie einen Ratschlag für Studierende?
Veltmann: Am Ball bleiben. Der Weg zieht sich manchmal hin wie Kaugummi, aber auch die nervigen PTPs lohnen sich im Nachhinein. *lacht*